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Neulich beim Gottesdienst im Pflegeheim kam eine Bewohnerin erst ganz zum Schluss dazu. Sie hatte Besuch gehabt von ihrer Nichte. Sie wollte aber unbedingt wenigstens noch ein Lied mit den anderen Bewohnern zusammen singen.

Die Nichte, die in einer evangelischen Schule arbeitet, hatte ein Päckchen Briefe mitgebracht. Die Kinder der Grundschule hatten Bilder gemalt und kleine Texte geschrieben für die Bewohner des Pflegeheims. Eine schöne Idee, deren Umsetzung den Lehrern und Schülern sicher Freude gemacht hat. Jedenfalls sah man das den Briefen an: sorgfältig gemalt und in gut leserlicher Kinderschrift.

Diese Briefe verteilte die Bewohnerin nun an die Gottesdienstbesucher. Deren Augen leuchteten auf. „Von meinem Enkelkind?“

Schon nach kurzer Zeit aber saßen sie etwas ratlos da, mit den Briefen in der Hand. „Ist das für mich?“ Was sollten sie damit anfangen? Es brauchte jemanden, der es ihnen vorlas, jemanden, der erklärte, wer der Absender war und die Verbindung herstellte zu der Welt da draußen, die sich ihnen so überraschend zuwandte. Damit die so schön gedachte Aktion auch ankommt, braucht es einen geduldigen Menschen, der sich neben sie setzt und sich die Zeit nimmt für Erklärungen und der zuhört, wenn solche Geschenke Schleusen öffnen. Ich bin mir sicher, dass das in solchen Fällen das Pflegepersonal übernimmt, das ich an dieser Stelle einmal ausdrücklich würdigen möchte.

Freude schenken und den Geist beleben ist aufwendig – an Zeit und seelischer Kraft. Schöne Worte aus der Distanz müssen umgesetzt werden in Nähe und spürbare Zuwendung.

Dann füllt sich das Pfingstlied mit Erfahrung, wo es heißt: „Komm, Heil‘ger Geist, mit deiner Kraft, die uns verbindet und Leben schafft.“

 

Impuls von Pfarrerin und Seelsorgerin Veronika Haufe-Rush