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„Ostern ist abgesagt!“ ...mit diesen Worten kam gestern ein aufgeregter Besucher in die zum Gebet geöffnete Zschadrasser Kirche. „Haben Sie das schon gehört? Das gab es doch noch nie!“ – „Sie meinen, die Gottesdienste fallen aus, nur die Natur draußen feiert Ostern und im Fernsehen an einigen Orten, aber ohne Gemeinde. Ich verstehe, dass Sie das trostlos finden.“ Der Besucher ist nicht zu beruhigen. „Ostern alleine – das geht doch gar nicht! Ich habe keine Familie. Ich habe mich so auf die Gemeinschaft gefreut, auf den Ostergottesdienst mit Kirchenkaffee und Osterbrot. Und das gemeinsame Spazierengehen mit Picknick und Musik. Unvorstellbar!“

Ja, er hat recht und doch wieder nicht. Ist Ostern denn abgesagt?    

Ich dachte an das allererste Ostern, damals nach der Kreuzigung Jesu. Da waren seine Jünger und Jüngerinnen in der Stadt Jerusalem zerstreut in ihren Häusern, aufs Land geflohen nach Galiläa oder zu zweit unterwegs ins Umland nach Emmaus. Trostlos sah es in ihnen aus, so erzählt die Bibel, voller Zukunftsängste waren sie. Sicherheiten waren zerbrochen, die Wege hatten kein Ziel mehr, sie waren resigniert. Wie Jesus da die beiden Jünger auf ihrem Weg nach Emmaus in ihrer Traurigkeit abholt und begleitet, gehört zu den schönsten Hoffnungsgeschichten der Bibel. Die Jünger erfahren, dass die Katastrophe des Karfreitags nicht das Ende ihres Weges mit Jesus ist, im Gegenteil – jetzt kommt es auf sie an. Schon auf dem Weg in die Resignation machen sie kehrt und gewinnen wieder Hoffnung und neuen Mut.

Das dürfen auch wir erwarten. Unser Osterjubel wird in diesem Jahr ganz sicher sehr viel verhaltener sein als in anderen Jahren, aber trotzdem ist Ostern nicht abgesagt, so wie die Liebe auch nicht, die Phantasie, die Lebensfreude, das Gebet. Vielleicht ist es mit Ostern ja so, wie mit dem Frühling. Der kommt auch immer dann, wenn man ihn am nötigsten braucht.

Ihre Veronika Haufe-Rush

 

Pfarrerin Frau Haufe-Rush, Diakonie Kliniken Zschadraß

Pfarrerin und Seelsorgerin Veronika Haufe-Rush, Diakonie Kliniken Zschadraß

Die Klinikkirche in Zschadraß hat zum individuellen Gebet geöffnet